12. Dezember 2008

Zum Tod von Alexandros Grigoropoulos

Bisher hatte ich noch keine Gelegenheit, mich zum Polizeimord an Alexandros Grigoropoulos in Athen und den enormen Protesten danach zu äußern. Ich möchte zunächst auf die trotz kleiner Übersetzungs- bzw. Tippfehler lesenswerte Erklärung der Vollversammlung der besetzten Theaterschule von Thessaloniki am Tag seiner Beerdigung hinweisen, die gekürzt hier und vollständig bei der FAU zu finden ist. In ihr heißt es unter anderem:
"Alexandros war unser Freund, unser Bruder, unser Sohn, unser Mitschüler und unser Genosse. Der Mord am 15jährigen Alexandros war der Tropfen, der das Fass all der Fälle von Morden an jungen Menschen, die der Polizei widersprachen, auf Aufforderung nicht an einer Straßensperre angehalten haben oder einfach - so wie Alexandros - zur falschen Zeit am falschen Ort waren, zum Überlaufen gebracht hat. Der Mord an Alexandros war kein isoliertes Ereignis, wie der Innenminister dreist behauptet. Seine Erklärung vollendet faktisch die Ankündigung des ehemaligen Justizministers Polydaros, wonach es nur eine Frage der Zeit sei, bis einem Polizisten das Temperament durchgehe und er schießen würde.
(...)
Aber (diese) Wut ist nicht einfach nur ein Gefühl. Sie ist ein Kampf für soziale Gerechtigkeit. Eine Gerechtigkeit, von der jetzt deutlich wird, dass, solange sie in der sozialen Realität nicht existiert, es keinen sozialen Frieden geben wird, weil es nur Friedhöfe sind, die mit solcher Unterordnung und solcher sozialen Ungleichheit sozialen Frieden fordern können.
Weil wir jung sind wie Alexandros, weil wir einen Traum von Würde träumen wollen, wo der Staat und die Autoritäten nur Unterordnung und Verzweiflung verbreiten, weil wir leben wollen und nicht nur über den nächsten Winter kommen, wegen all dem sind wir wütend und kämpfen.
Wir werden Alexandros weder vergessen, noch wollen wir einen weiteren toten Alexandros durch Polizeikugeln.
Es wird keinen Frieden geben mit denen, die die Zukunft der Jugend zerstören, kein Eingreifen, keine Krokodilstränen für die heuchlerischen Minister. Liebe im Leben und Hoffnung für die Menschen. Einen täglichen sozialen Kampf mit unseren MitschülerInnen, unseren Freunden, unseren Familien und unseren GenossInnen für eine Gesellschaft ohne Wächter, für eine solidarische Gesellschaft.
Wir rufen alle Bewohner, alle StudentInnen und ArbeiterInnen auf, mit uns gegen die staatlich gedeckten Mörder auf die Straße zu gehen.

Die Vollversammlung der besetzten Theaterschule

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ich vertrete deine Meinung prinzipiel auch. Aber Gewalt erzeugt nur Gegengewalt, wenn du hier dazu aufforderst auf die Straße zu gehen und straßensperren zu errichten, ist das einem ziel nicht zuträglich. So wird es nur noch mehr Tote geben. Das Leben eines menschen sollte stets das höchste Gut sein.

fabelhaftewelt hat gesagt…

Zunächst mal habe ich ja nicht zu Gewalt aufgerufen, sondern nur eine Erklärung in Reaktion auf den Mord des jungen Aktivisten zum Teil veröffentlicht. Ich sehe jedoch nicht wie Straßensperren Menschenleben gefähren. Natürlich ist Steine u.a. schmeißen Gewalt und ich würde dieses Mittel nicht nutzen, aber diese Wut die sich jetzt auch gewaltsam entläd richtet sich schon gegen ein korruptes und ausschließendes System struktureller Gewalt, dessen Repressionsorgan Polizei dafür zu sorgen hat, dass dieses stabil bleibt und möglichst nicht von der Bevölkerung beeinflusst wird. Insofern sehe ich schon eine Legitimität gegen dieses Regime auf die Straße zu gehen und das eben gerade, wenn "die Straße brennt". Denn gerade dann gilt es das Kräfteverhältnis weg von den abgehalfterten Eliten hin zur unterdrückten Bevölkerung zu verschieben, um deren Lebenssituation zu verbessern. Selbstverständlich möchte ich keine weiteren Toten. Nur zu Hause zu bleiben, obwohl das Land extreme zu lösende Probleme hat, wäre ein Sieg der mordenden Polizei und damit auch des repressiven Systems insgesamt. Diesem gilt sicherlich nicht meine Solidarität, sondern den Menschen, die unter diesem zu leiden haben. Nur nicht zu dolle demonstrieren, damit ja nur alles so weiter geht wie bisher, ist für mich keine Lösung. Dass das menschliche Leben zu schützen ist, sehe ich genauso wie du und genau deshalb finde ich Demonstrationen, die die menschenfeindliche Politik in Griechenland kritisieren und in Frage stellen, so wichtig.

 
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