18. März 2008

Die Linke auf den Punkt gebracht

Gerne unterstütze ich die gerade angelaufene Kampagne "Die Linke auf den Punkt gebracht" der Tageszeitung junge Welt, denn diese unabhängige Zeitung verdient mehr Aufmerksamkeit. Deshalb findet sich mittlerweile eine jW-Nachrichtenübersicht unter dem aufgerufenen Blogbeitrag (auf der Startseite befindet sich das Banner ganz unten, ich muss noch sehen, wie ich es besser ins Seitenlayout einfügen kann). Außerdem folgt ein Artikel von Verlag, Redaktion, Genossenschaft der jungen Welt zur neuen Abokampagne.

Die junge Welt bietet eine Alternative auf dem Zeitungsmarkt

Liebe Leserinnen und Leser,

was kann man alles mit einem soeben geschmiedeten Hammer machen? Und was mit einer frisch gedruckten Zeitung? Beides sollte man in die Hand nehmen und damit arbeiten.

Der Schmied formt mit dem Hammer ein Werkstück aus dem glühenden Rohmetall, der Leser erarbeitet sich Texte, in denen er im Idealfall statt des allgemeinen Gewimmels von Fakten und Meinungen, von Werbung und Propaganda konzentriert das Wesentliche findet. Vorausgesetzt, die Schläge sind richtig plaziert, das Wesen von der Erscheinung differenziert, die Interessenslagen geklärt. Gerade wenn das gut gelingt, kann das auch Ärger erzeugen.

Allerdings nur, wenn die Zeitung über Einfluß und damit Wirkung verfügt. Gemessen an dem Ärger, den wir uns überall einhandeln, müssen wir eine sehr wirkungsvolle und einflußreiche Zeitung sein. Daß uns der Burschenschaftler, der Geheimdienstmann oder der FAZ-Redakteur nicht leiden können (um nur einmal drei Akteure, die gerade gegen die junge Welt klagen, zu benennen), versteht sich noch von selbst. Daß wir den Rechten in der Linken nicht gefallen und sie deshalb aktiv für das Abbestellen der jW werben, ist auch nicht neu. Neu ist aber, daß sogar manche Linke in der Linken über die junge Welt jammern und davon sprechen, diese Zeitung führe eine Kampagne gegen sie. Die Frage ist, was oder wer hat sich verändert?

Die junge Welt versteht sich als marxistische Zeitung. Sie hat den Vorteil, daß sie auf keine parteitaktischen Erwägungen Rücksicht nehmen muß und keinen Flügel, egal welcher Partei, bedient. Sie darf nicht nur, sie muß gelegentlich zuspitzen, um Dinge besser erkennbar zu machen, um Dinge auf den Punkt zu bringen. Sie hat ein kritisches Verhältnis zur Geschichte der Arbeiterbewegung, also auch zum eigenen Produkt. Sie weigert sich aber, den plumpen oder feinen Antikommunismus bürgerlicher oder sonstiger Prägung zu übernehmen, auch nicht temporär. Nicht nur auf internationaler Ebene tritt sie für einen solidarischen Umgang unter Genossinnen und Genossen ein. Das sind keine Prinzipien, die man vergessen darf, nicht einmal vorübergehend. Es sei denn, man gibt die eigene Position auf oder verändert sie bis zur Unkenntlichkeit. Und wir erleben gerade Zeiten, in denen das, was sich links nennt, neu sortiert.

Manche diffamieren eine solche Haltung als theologisch, und sie ist Grund, die junge Welt abzubestellen. Für andere wiederum ist sie einer der Gründe, die zum Abo und zum aktiven Einsatz für die Zeitung geführt haben. Neue Abonnements zu werben ist heute leichter denn je: Nicht nur die Linke stellt sich neu auf, gesamtgesellschaftlich ist das Interesse an etwas Neuem, nach Alternativen zum Bestehenden, groß. Die Partei Die Linke hat hier ein interessantes Angebot zu machen, auf dem Zeitungsmarkt steht wiederum die junge Welt für die Lust auf Veränderung. Hoffentlich bleibt Die Linke in den Punkten, die sie attraktiv im Vergleich mit anderen Parteien macht (um nur mal drei zu nennen: Schluß mit Auslandseinsätzen, Stopp der Privatisierung, Verhinderung des weiteren Abbaus demokratischer und sozialer Rechte) konsequent. Zumindest werden wir sie auf diesem Weg aufmerksam begleiten. Um unser alternatives Angebot in den nächsten Monaten noch stärker bekannt zu machen, starten wir unsere Kampagne »Die Linke auf den Punkt gebracht«. Mit der Unterstützung all jener, die diese Zeitung gerade jetzt für unverzichtbar halten, ist ihr Erfolg nicht zu verhindern.

Zum Schluss möchte ich noch auf folgenden jW-Artikel zur Diskussion über bzw. die Kampagne gegen Christel Wegner, DKP, sonstige KapitalismuskritikerInnen und die Linken in der LINKEN hinweisen: Die Linke soll auf Kurs gebracht werden.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Eine Partei wie Die Linke, die in Berlin zum Zwecke der Haushaltssanierung eine Erhöhung des Bustickets für Normalverdienende um 25% und für Bedürftige um sage und schreibe 63% mitzuverantworten hat, ist nicht wirklich glaubwürdig, wenn es darum geht den Menschen ein würdevolleres Leben zu versprechen. Im Gegenteil, wer schon bei einem läppischen Busticket seine "Ziele" vergeigt, schafft es in anderen Bereichen erst recht nicht. Es ist wie mit den Grünen, die haben zwar auch viel versprochen, aber in der Regierungszeit nicht mal die läppische Geschwindigkeitsbegrenzung oder die Abschaffung der Wehrpflicht durchgeboxt. Nach 7 Jahren Rot-Grün ist Deutschland noch immer so bürgerlich wie zuvor. Warum also da jetzt auf Die Linke setzen? Da bleib' ich doch lieber gleich beim Original. Zumal ich da auch noch die außenpolitische Verlässlichkeit mitgeliefert bekomme. Die Linke? Nein Danke!!!

Anonym hat gesagt…

Interessant im Zusammenhang mit jW und der dort gerne aufgegriffenen Diskussion über die Behandlung von Arbeitnehmer im Allgemeinen ist auch folgender Artikel sehr aufschlussreich:

http://www.nadir.org/nadir/periodika/jungle_world/_99/12/30b.htm

Reinigungskräfte ohne Tarifvertrag, läppische und lächerliche Abfindungszahlungen an geschasste Mitarbeiter, undemokratische Entscheidungen (13 zu 28 Stimmen gehen als Mehrheitsentscheidungen durch), antisemitsche Karikaturen, Falschangaben bei den Auflagenzahlen, Verweigerung der Überprüfung eben jener Zahlen durch die IVW, rechtskräftig verurteilte Straftäter mit mehrjährigen Gefängnisaufenthalten als Redaktionsmitglieder und last but not least Redaktionsmitglieder, deren Bücher vom NPDler Jürgen W. Gansel als Lektüre empfohlen werden, jedoch mit der Einschränkung, dass der in den Büchern behandelte Nationalsozialismus von den jW-Schreiberlingen - man horche auf - nicht kritisch gegnug behandelt würde.

Mein jW-Fazit: Nazis teilweise schon linker als Pirker und Langthaler. Chapeau!

Aber ich denke, das alles dürfte Matthias aus Marburg, der sich anscheinend die DDR zurückwünscht, aber nicht auf die westlichen Privilegien wie freie Studienwahl im Ausland verzichten möchte, hinlänglich bekannt sein. ;)

fabelhaftewelt hat gesagt…

Auch wenn ich wegen Uni gerade eigentlich keine Zeit habe, möchte ich kurz auf deine beiden Kommentare eingehen.
Der Beitrag ist zwar in erster Linie eine Empfehlung der jungen Welt, aber da diese die LINKE kritisch-solidarisch begleitet, ist deine Kritik an dem Kurs der Berliner LINKEN nicht ganz fehl am Platz. Ich selbst sehe vieles, was die Partei in Berlin veranstaltet als kritisch und nehme sie daher nicht gegen deine Kritik in Schutz. Mensch darf aber auch nicht vergessen, in was für einer Lage sich die überschuldete Stadt durch die Sozialisierung der Verluste rund um den Berliner Bankenskandal befindet. Eine ähnliche Entwicklung erleben wir ja gerade in den USA und auch wohl bald wieder in der BRD (siehe morgigen/ heutigen jW-Titel: http://www.jungewelt.de/2008/03-19/064.php). Dennoch ist jede neoliberale Maßnahme, die durch die knappen Kassen gerechtfertigt wird, Wasser auf die Mühlen der Neoliberalen und kostet die Gesamtpartei folgerichtig Ansehen. Ich sehe aber naiverweise immer noch genug Hoffnung, dass ich mich weiter in der LINKEN engagiere. Ob das so bleibt, hängt von den zukünftigen Entwicklungen ab.
Was ist denn « dein » Original – die SPD oder die DKP? ;-)
Trotz aller zum Teil berechtigten Kritik an der jungen Welt ist sie für mich die wichtigste linke Tageszeitung und durch das Genossenschaftsmodell die einzig wirklich unabhängige neben der taz (die ich als grün einordne). Bevor ich ins Ausland gegangen bin, hatte ich sowohl die junge Welt als auch die Jungle World abonniert. Ja, das geht! Ich weiß, dass sich das ja eigentlich ausschließt, aber ich lese beide Zeitungen mit Gewinn. Nur weil ich die junge Welt lese und zur Lektüre empfehle, heisst das ja nicht, dass ich alle AutorInnen und alle Meinungsäußerungen gutheiße, sondern dass ich die Schwerpunktsetzung und die Ausrichtung (antifaschistisch, antikapitalistisch, antirassistisch, feministisch, etc.) gut und wichtig finde angesichts der deutschen Medienlandschaft. Natürlich gibt es zweifelhafte Meinungen, z.B. in Bezug auf Solidarität mit « Befreiungsbewegungen » gerade in Israel und Palästina, aber dafür gibt es ja das Korrektiv Jungle World, für die ich übrigens auch schon Werbung gemacht habe. Insbesondere im Vorfeld des G8-Gipfels kamen dort interessante Meinungen zu Wort, die sich sonst nirgends oder nur sehr schwer fanden. Du sprichst von « rechtskräftig verurteilte(n) Straftäter(n) mit mehrjährigen Gefängnisaufenthalten als Redaktionsmitglieder(n) » und denkst dabei wohl an Rainer Rupp alias Topas. Ich will hier nicht das Fass der Klassenjustiz bzw. Justiz in der Logik des Kalten Kriegs aufmachen, sondern nur erwähnen, dass die westlichen Geheimdienste von kaum jemandem außer der Linkspartei in Frage gestellt werden, egal welche Verbrechen diese begangen haben. Als hätte der Westen eine weiße Weste.
Ich weiß nicht, wie du darauf kommst, dass ich mir die DDR zurückwünsche, etwa nur weil ich das ehemalige Zentralorgan der FDJ lese und, schlimmer noch, das öffentlich zugebe und sie sogar empfehle? Ich bin in der BRD aufgewachsen und folglich antikommunistisch sozialisiert worden. Beim Fall der Mauer war ich aber erst acht Jahre alt. Dennoch habe ich durch meine Lebenserfahrung (u.a. Banklehre (sic!), Studium der Politikwissenschaft, VWL, Friedens- und Konfliktforschung und Gender Studies, Engagement in der Friedensbewegung, bei attac, der LINKEN, in der Hochschule und unabhängig gegen Nazis und andere Antisemiten, gegen Machismus, Rassismus und andere Formen der Diskriminierung, einer Studienreise nach Israel mit anschließender Arbeit in zwei Kibbuzim über zwei Monate) einige politische Erfahrung und weiß immerhin schon, was ich nicht mag: unser derzeitiges Wirtschaftssystem, egal ab es « freie oder soziale Marktwirtschaft » oder Kapitalismus genannt wird, ein System, dass neben der wachsenden Ungleichheit innerhalb der Länder des Nordens und des Südens und zwischen diesen z.B. dazu führt, dass täglich zehntausende Menschen sterben, obwohl theoretisch genug Nahrung, sauberes Wasser, Gesundheitsversorgung für weit mehr Menschen zur Verfügung stehen könnte als derzeit auf unserem Planeten leben, sich dies aber nicht rechnet. Für mich ist also klar, dass wir unser Leben, die Produktion und den Konsum, die Verteilung u.v.m. anders organisieren müssen. Nun kann eingewendet werden, dass sich daran nichts grundlegend ändert, egal ob ich SPD oder LINKE wähle. Dem würde ich eingeschränkt zustimmen, denn mit einer sich verbürgerlichenden Linken Partei, quasi einer weiteren sozialdemokratischen Partei, ändert sich die Verhältnisse nicht grundlegend, sondern praktisch kaum. Dennoch hat die Linksfraktion im Bundestag schon wertvolle Arbeit geleistet, indem sie zentrale Themen (neu) besetzt hat, die sonst niemanden interessierten und sie hat einen Anteil daran, dass der neoliberale Diskurs nicht mehr unanfechtbar ist. Hier ist aber auch attac zu erwähnen oder von einem radikaleren Standpunkt aus und im Zusammenhang mit dem G8-Gipfel in Heiligendamm die Interventionistische Linke. Ich habe hier keine Zeit für Grundsatzdiskussionen über Sozialismus sowie (libertären) Kommunismus und Anarchismus, sondern möchte damit schließen, dass ich mit Sicherheit kein staatsgläubiger Stalinist oder « Kommunist » in einem solchen Sinne, sondern sehr staatskritisch bin und in letzter Konsequenz wohl nur eine soziale Revolution, die den Staat und andere gewaltförmigen, hierarchischen Verhältnisse über kurz oder lang abschafft, die Menschheit wirklich befreien kann.
Jetzt habe ich viel mehr geschrieben als ich wollte und hoffe, dass ich mehr verdeutlicht als verwirrt habe...
Ich freue mich immer über (kritische) Kommentare, aber für die kommenden zwei Wochen kann ich nicht versprechen, dass ich nochmal antworten kann, jedenfalls nicht in dieser Länge.

 
Stoppt die Vorratsdatenspeicherung! Jetzt klicken &handeln! Willst du auch an der Aktion teilnehmen? Hier findest du alle relevanten Infos und Materialien:
Google+